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Wenn die Katze kein Fleisch frisst

rt 200925 2061 jewelsJewels ist ein süsses Katzenweibchen, das am 24. April 2020 geboren ist. Die süsse Katze stellte ein grosses Problem: Sie frass partout keine Sorte Katzenfutter. Die Geschichte einer Leidenszeit mit Happy End.

Ich bin stolzer Gast einer vierköpfigen Katzenfamilie. Sie setzt sich aus einer Mutter, ihrem Erstgeborenen und zwei Kätzchen ihres zweiten Wurfs zusammen. Die Mama und der jüngere Sohn sind komplett schwarz, der ältere Kater hat einen einzelnen weissen Fleck auf der Brust, und das kleine Mädchen hat einige zarte weisse Puderflecken auf den Seiten und zwei winzige orange Stellen am Kopf.

Die ersten 12 Wochen komplett ohne Fleisch

Und dieses kleine Mädchen mit dem süssen Gesicht und den Bernsteinaugen wollte von Katzenfutter überhaupt nichts wissen. Es bewegte sein Näschen nicht einmal in die Nähe des Futters. Ich versuchte zehn verschiedene Geschmackssorten: Nichts half. Während ihre zwei Brüder vom gleichen Wurf – der eine fand nach drei Monaten ein neues Zuhause – sich ohne Mühsal schon in der fünften Woche für viele verschiedene Geschmacksrichtungen interessierten, interessierte Jewels nur die Muttermilch.

Es kam erschwerend hinzu, dass die eher kleinwüchsige Mama im Hochsommer grosse Mühe hatte, genug Milch zu produzieren. Sie magerte sogar massiv ab von dreieinhalb auf drei Kilo. Aber an der Gewichtsentwicklung merkte man den drei Kleinen, und insbesondere Jewels, keine Nachteile an. Ich half mit künstlicher Babymilch nach, um die Mama zu entlasten und dafür zu sorgen, dass die Kleinen gut heranwuchsen. Es war anstrengend. 

Immerhin mochte sie Käse, aber natürlich nicht den günstigsten...

Es vergingen die Tage und Wochen, während Cash und Jake, die zwei Brüder, die verschiedenen Fleisch- und Fischsorten erkundeten, aber Jewels liess sich nicht inspirieren. Auch Mama tat sich mit den meisten Fleischsorten sehr schwer. Durch Zufall entdeckte Jewels dann Käse. Sie verliebte sich in Tilsiter, Greyerzer, Vacherin, Gstaader Bergkäse und Appenzeller.

Mir machte nicht nur das Salz im Käse Sorgen, sondern die Ausgaben. Eine Katze mit Käse durchzufüttern treibt die Kosten massiv in die Höhe. Mittlerweile hatte Jewels ein Kilo Gewicht erreicht und brauchte entsprechend viel Nahrung. Aber es half nichts: Sie beharrte auf ihre Babymilch und auf Käse. Katzenfutter war völlig verpönt. Während sich die anderen vier Katzen den Bauch vollschlugen, blieb sie abseits und wartete auf Käse. 

Es brauchte eine Lösung. Noch mehr: Es brauchte professionelle Hilfe, einen Ratschlag aus der Wissenschaft. Wenn du dann einen Tierarzt fragst, was tun, wenn eine Katze bis zur 12. Lebenswoche das gute Nassfutter strikt ablehnt, erwartest du Hilfe oder zumindest eine zündende Idee. Die Antwort war: Keine Ahnung. Wenn es von der Wissenschaft keine Hilfe gibt, dann gibt es nur eine Lösung: Die Schwarmintelligenz. Also: Frag Google.

Google tat sich zunächst schwer mit einer Antwort. Ich las von einer Katze, die nun 14 Jahre alt war und ihr Leben lang von gekochtem Schinken und Käse lebte. Das Problem an einer solchen Ernährung ist das Salz. Käse hat rund 2 mg Salz auf 100 Gramm. Und Salz belastet Nieren und Leber. Esswaren für Menschen haben noch jede Menge Eigenschaften, die sich für Katzen als nachteilig gestalten. Gewisse Inhaltsstoffe, insbesondere Kohlenhydrate in Form von Zucker, oder pflanzliche Inhaltsstoffe sind ein Problem für die Gesundheit des Tieres. Aber das wäre ja nur das eine: Der Kostenpunkt ist der andere. Wohlhabende können ihr Kätzchen durchaus mit Parmaschinken verwöhnen. Ich nicht.

Käse unters Katzenfutter mischen: Erfolgreich, aber sehr mühsam

Ich fand jedoch nach weiterem Suchen einen guten Tipp für mein drei Monate altes Kätzchen: Ich soll Käse unters Futter mischen, zuerst viel und danach, Tag für Tag, immer weniger. Das war schon mal eine gute Idee, ein Anfang. Nur: Welcher Käse, und überhaupt, mit welchem Futter kombiniert?

Ich wählte konservativ: Rind. Wenn es eine Geschmacksrichtung gibt, die alle Katzen mögen, dann ist es Rind. Ich mischte Gala-Nature-Streichkäse drunter. Und siehe da: Jewels frass die 50:50-Mischung. Aber die Zubereitung war fast wie kochen. Jedes Mal, wenn Jewels Hunger hatte, musste ich ihr eine Schale mit Käse mischen. Vier, fünf, sechs Mal am Tag. Kleine Katzen fressen häufig.

Ob du es glaubst oder nicht: Sie mag praktisch nur die Sorte Rind mit Käse. Ab und zu, höchstens einmal pro Tag, akzeptiert Jewels Rind auch ohne Käse, und in seltenen Fällen frisst sie Rindgeschmack eines Konkurrenzproduktes ganz ohne Käse. Fisch, Fleisch und Käse für den menschlichen Verzehr findet sie gut, aber Katzenfutter nicht. Eine unhaltbare Situation. Fleisch kaufe ich nicht, und ich kann ihr auch nicht ständig frischen Fisch zubereiten. Das kann ich nicht bezahlen.

Versuch mit Royal Canin: Sauteuer, superhochwertig – aber nicht genehm

Die einzige Alternative war natürlich, die hochwertigen Katzenfutter auszuprobieren. Aber ein Besuch im Laden zeigte nur eins: Die sind viel teurer. Ich versuchte es mit Royal Canin, das Superfutter, das man in den Tierkliniken findet. Ich kaufte zwei Geschmackssorten, sehr teuer (rund das Zwanzigfache pro 100 Gramm) und extrem hochwertig. Aber Jewels sagte Nein. Ich glaubte, ich war am Ende und meine Katze eine fiese Laune der Natur. Während Monaten traute ich mir nicht, andere Geschmacksrichtungen für teures Geld zu kaufen, weil das auch keine Lösung gewesen wäre. Noch schlimmer: Was, wenn ich viel Geld ausgebe für Futter, das dann keine Katze fressen will? Das Risiko war mir zu gross.

Aber die Lösung geht wirklich nur über die Sorte Katzenfutter. Man muss nur herausfinden, wo man kleine Mengen günstig bekommt. Da ich alle zwei Wochen Katzenfutter in grossen Mengen in Deutschland bestellte – 20 Kilo im Monat – bekam ich Treuepunkte. Diese nutzte ich für einen kleinen Versuch, einem letzten Hoffnungsschimmer, und bestellte die Probepackung von Feringa, einem Katzenfutter, das praktisch in Handarbeit auf einem Hof in Österreich hergestellt wird. Sechs kleine Packungen à 100 Gramm, gratis.

Der Zufallstreffer: Von der Plage zur Sensation

Es war ein Volltreffer. Das Krasse war: Jewels mochte jede Geschmacksrichtung. Das Verblüffende: Sie frisst dieses Futter mit viel mehr Appetit als die drei anderen Katzen. Jewels frisst Katzenfutter! Ohne Käse, einfach so! Das richtige Futter für Jewels zu finden, war das vielleicht schönste Ereignis des ganzen verflixten 2020.

Und es öffnete mir einen kleinen Mikrokosmos. Im grenznahen Deutschland sind viel mehr Katzenfuttersorten erhältlich als in der Schweiz, und sie sind massiv günstiger. Nun verbringe ich die Zeit damit, neue Sorten und Marken zu erkunden, um meinen Katzen einen vielseitigen, hochwertigen aber gut bezahlbaren Menüplan zusammenzustellen. Feringa, Mjamjam, Sanabelle – alles Futter, das man in Deutschland zu erschwinglichen Preisen bekommt, und in der Schweiz entweder gar nicht oder sehr teuer. Eine Welt hat sich aufgetan, und Jewels hat sich vom Sorgenkind zum Traumkätzchen gewandelt.